Der Humor im Alltag der Liebe

Dr. Wolfgang Krüger 

Der Humor im Alltag der Liebe

 

Ob eine Partnerschaft gelingt, hängt im Wesentlichen vom Humor der Liebenden ab. Der Humor dämpft Konflikte, durch das schwingungsvolle Lachen fördert er die Nähe und so entsteht immer wieder jene Leichtigkeit, die zum Wesen der Liebe gehört.

Bereits für den Beginn der Liebe ist der Humor unverzichtbar. Wir verlieben uns nur in einen Menschen, der uns zum Lachen bringt. Dann spüren wir instinktiv, dass wir mit ihm in unserer Lebenshaltung und dem Sinn für Komik kompatibel sind. Und das ist sehr bedeutsam, denn wir wissen, dass für eine gelingende Partnerschaft vor allem der Humor wichtig ist. Alle Umfragen zeigen, dass an erster Stelle der gewünschten Eigenschaften meist die Sozialkompetenz steht, an zweiter Stelle Humor. Tatsächlich lachen wir sehr viel, wenn wir verliebt sind. Wir sind nicht mehr einsam und vor allem: Unser Selbstbewusstsein steigt, weil wir für einen anderen Menschen so bedeutend sind. Unser Ich wächst und dies ist die wichtigste Basis für den Lebenshumor. Durch mehr Ichstärke können wir Ereignisse relativieren und wir können einen gewissen Abstand zu den Widrigkeiten des Lebens einlegen.

Anerkennung und Umarmungen

Doch leider geht uns dieser Humor bald wieder verloren. Unweigerlich sehen wir nach wenigen Wochen oder Monaten die Fehler des anderen, sind ernüchtert und geben nun weniger Anerkennung und zugleich vermissen wir sie. Und daraus lernen wir: Wenn wir den Humorhaushalt der gesamten Partnerschaft steigern wollen, sollten wir dem Partner mehr Anerkennung geben. Wir sollten mitunter – trotz aller Kritik – sogar verschwenderisch mit Anerkennung sein.

Nun gibt es noch einen zweiten Grund, warum der Humor so rar wird in der Liebe. Ursprünglich waren wir humorvoll, weil wir nicht mehr einsam waren. Dadurch lösten sich unsere Ängste auf und so gestärkt wurden wir humorvoll. Doch der Rückgang der Umarmungen und der Erotik führt dazu, dass sich jeder in der Partnerschaft wieder einsamer fühlt – und der Humor bleibt auf der Strecke.

Die Schallplattengespräche

Deshalb sind wir dann so wenig in der Lage, bei anhaltenden Konflikten humorvoll mit dem Partner umzugehen. Nun ist zwar der Humor nicht immer angebracht. Bei schweren Machtproblemen würde der Humor eine notwendige Klärung verwässern. Aber bei den meisten Konflikten gilt, dass der Humor eine Lösung eher erleichtert. Die alltäglichen Konflikte zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich ständig wiederholen. Anstelle der sog. Schallplattengespräche mit Anschuldigungen und Verteidigungsreden, wäre Humor angebracht. Denn 70% der Befragten sagten mir in einer Umfrage, sie würden sich vom Partner mehr Humor wünschen.

Ein Beispiel: Eine Patientin berichtete mir, ihr Partner habe immer wieder kritisiert, dass sie zugenommen habe. Als sie ausgehen wollten, habe ihr Partner auf die Frage nach ihrem Aussehen kritisch gemeint: Geht so. Solche Kommentare hätten sie früher immer sehr geärgert, doch sie machte es diesmal anders. Sie zog sich bis auf Slip und BH aus und fragte: frivol: Können wir so gehen? Ihr Mann schaute verblüfft und enthielt sich in Zukunft solcher Kommentare.

Die Unabhängigkeit vom Partner

Doch damit wir dermaßen humorvoll reagieren können, brauchen wir gleichzeitig einen vernünftigen Abstand zum Partner. Wir müssen das Schwergewicht unseres Lebens in uns selbst finden und wir müssen eine genügende Unabhängigkeit vom Partner empfinden. Wir sind also auf gute Freundschaften angewiesen und wir sollten in der Lage sein, unsere eigenen Lebensprobleme zu lösen. Sonst geht es uns so wie jener Ehefrau, die sich darüber ärgert, dass ihr Mann so spät nach Hause kommt. Sie reagiert gekränkt, weil sie sich schon als Kind vernachlässigt fühlte. Sie wurde durch einen jüngeren Bruder enttrohnt und ist immer empfindlich, wenn man sie nicht genügend beachtet.

Wenn wir so bewusst und selbstbewusst handeln, überwinden wir jene Ohnmachtsspirale, in die fast jede Liebesbeziehung gerät. Denn fast immer versuchen wir in einer Partnerschaft, den anderen in seinen Grundeigenschaften zu ändern. Doch 90% aller Menschen lehnt dies ab. Und so befreien wir uns aus dieser Ohnmachtsfalle, wenn wir spüren: Es hängt von uns ab. Indem wir uns mutiger und entschlossener dem eigenen Leben zuwenden, können wir kraftvoll das System der Partnerschaft verändern.

Die vier Humor-Beschleuniger

Doch zusätzlich sollten wir auch darauf achten, unseren persönlichen Humor zu steigern. Lange hat man geglaubt, dass dies nicht möglich sei. Doch meine Studien haben mir gezeigt: Es gibt vier Humor-Beschleuniger, die eine große Dynamik aufweisen. Dazu zählen:

  • Die Steigerung unseres Selbstbewusstseins, indem ich – auch mithilfe meiner Freunde – meine fünf positiven Eigenschaften erkenne.
  • Dann sollte ich meine Freundschaften erheblich verbessern und vor allem meine sozialen Netzwerke intensivieren. Das sind die sozialen Dörfer, die uns stützen und das Gefühl der Sicherheit vermitteln.
  • Dann sollten Sie aktiver werden und alles realisieren, was Sie schon seit Jahren vor sich herschieben. Der größte Ballast unseres Lebens sind die nicht verwirklichten Träume.
  • Und schließlich müssen wir lernen, achtsamer zu werden und auf unsere innere Stimme zu hören.

Wenn Sie diese vier Humorbeschleuniger realisieren, werden Sie regelrecht spüren, wie ihr Ich wächst. Eine Patientin sagte sogar einmal zu mir, man könne es hören. Und dann verfügen Sie selbst bei den großen Schwierigkeiten der Liebe über mehr Humor. Sie haben die Kraft, die positiven Eigenschaften des Partners zu sehen, auch wenn Sie sich gelegentlich über ihn ärgern. Dann beginnt der große Tanz der Liebe, weil sie manches weglachen, was sie früher ärgerte. Und Sie haben die Geduld und Kraft, auch bei Konflikten so geschickt mit dem Partner umzugehen, dass sich ihre Liebeswünsche weitgehend erfüllen.

 

Kostenloser Abdruck – auch auszugsweise  bei Erwähnung des Buches: Wolfgang Krüger: Humor für Anfänger und Fortgeschrittene, BOD 14.90 Euro, auch als eBook erhältlich

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