So gelingt die Liebe

 

Liebesbeziehungen scheitern vor allem an ungeschickt gelösten Konflikten. Vor allem der Versuch, den Partner zu ändern, führt oft zu unerträglichen Schallplattengesprächen. Stundenlang wird dann immer wieder darüber gesprochen, ob man Kinder bekommen sollte, warum die Wohnung so unaufgeräumt ist, warum es so selten Sex gibt. Jeder beharrt auf seiner Meinung, die Beziehung bekommt den Charme einer Wohngemeinschaft. Dies sollte uns natürlich nicht hindern, immer wieder mit dem Partner zu reden und gelegentlich auch zu streiten. Aber wir müssen wissen: Wir sollten den Partner nicht ummodeln, weil dies zu unerträglichen Machtkonflikten führt. Dennoch müssen wir unsere Hoffnungen nicht begraben. Wir sollten sogar regelmäßig eine Phantasiereise unternehmen und uns genau ausmalen, wie wir uns eine Partnerschaft vorstellen. Immer werden wir dann feststellen, dass es einen riesigen Unterschied zwischen unseren Wünschen und der Realität gibt. Doch dann dürfen wir nicht nur aus dem Bauchgefühl heraus handeln, weil wir sonst jede Partnerschaft an die Wand fahren. Wir sind auf neue Wege, auf eine gute Strategie angewiesen.

Am wichtigsten ist hierbei das Prinzip der indirekten Veränderung. Es besteht darin, dass wir durch unsere eigene Entwicklung das System der Partnerschaft nachhaltig beeinflussen. Wir intensivieren dann in unsere Freundschaften, wir realisieren beherzt die eigenen Lebenspläne, um all das zu verwirklichen, das wir schon jahrelang vor uns hergeschoben haben. Anders gesagt: Wir nehmen unsere eigenen Ziele ernst und gehen eine Partnerschaft mit uns selbst ein. Dann entspannt sich die Situation in der Beziehung, emotionale Blockaden und einseitige Verhaltensmuster werden überwunden. Es entsteht wieder ein vernünftiger Abstand in der Liebesbeziehung, der Partner bekommt mehr Sehnsucht, teilweise stellt sich sogar die Verliebtheit der Anfangszeit wieder ein.

Ich praktiziere diesen Ansatz seit über 20 Jahren und nenne ihn MEFU – meine Entwicklung für uns. Denn diese Entwicklung führt meist nicht zum Zerfall der Partnerschaft, sondern es entsteht ein lebendiges Potential, das die Beziehung aufleben lässt. 90% der Partnerschaften lassen sich auf diese Weise wesentlich verbessern.

Dr. Wolfgang Krüger – krueger-berlin@web.de

Dies ist auch der Titel meines neuen Buches: So gelingt die Liebe – auch wenn der Partner nicht perfekt ist. Kostenloser Abdruck – auch auszugsweise – bei Erwähnung des Buches.

Wer heiratet, ist glücklicher

Wer heiratet, ist glücklicher

Soll man heiraten oder nicht? Es gibt kaum ein Thema, das die Gemüter so sehr bewegt. In einer von mir durchgeführten Umfrage fanden sich folgende Kommentare: Wer heiratet, sei angekommen, es sei phantastisch und das schönste Geschenk, das man sich machen könne. Für andere war heiraten jedoch überflüssig, eine bürgerliche Veranstaltung, das Gefühl der Liebe würde man durch das Heiraten eher gefährden.

Tatsächlich konnte man noch vor 40 Jahren oft davon ausgehen, dass sich nach einer Hochzeit die Beziehung ständig verschlechterte. Das Ziel der Hochzeit bestand für die Frauen darin, dass sie und ihre Kinder finanziell versorgt waren. Männer suchten die Versorgung im Haushalt, eine Mutter für die Kinder, eine erotische und soziale Versorgung. Frauen waren für den Innenbereich, Männer für den Außenbereich zuständig. Heiraten war für Frauen daher noch in den siebziger Jahren der Beginn der Unselbständigkeit. Deshalb hat Simone de Beauvoir den Frauen ins Stammbuch geschrieben, die Emanzipation würde mit dem eigenen Geldverdienen beginnen. Dies ist heute weitgehend der Fall.

  • Die Frauenerwerbsquote liegt heute bei über 70%.
  • Im Wesentlichen heiratet man heute nicht mehr, um abgesichert und versorgt zu werden.
  • Umfragen zeigen, dass man im Wesentlichen aus emotionalen Gründen heiratet.
  • Nach einer Studie von Elite-Partner sagten 51% der Paare, heiraten sei für sie der Beweis ihrer Liebe. Erst dann folgen die finanziellen Vorteile.

Dabei unterscheidet sich das heutige Heiraten sehr von früheren Zeiten.

  •  80% aller Ehepaare wohnten vorher etwa drei Jahre zusammen.
  •  Und man hatte vorher zudem viel mehr Beziehungserfahrungen als noch vor 70 Jahren.
  •  Außerdem hat sich das Hochzeits-Alter in den letzten 20 Jahren um 5 Jahre verschoben.
  •  Doch am wichtigsten ist: Man entscheidet sich bewusst für die Ehe.

Denn man muss nicht mehr heiraten, der früher so massive gesellschaftliche Druck hat sehr nachgelassen und die Skepsis gegenüber der Ehe ist gestiegen. Dennoch bestand 2013 eine Heiratsquote von 76%. Dabei weiß natürlich jeder, dass 1/3 dieser Beziehungen scheitert. Doch angesichts der Komplexität einer Ehe, angesichts der zu bewältigenden Schwierigkeiten ist diese Zahl nicht sehr hoch. Und man weiß, dass verheiratete Menschen glücklicher sind. In der Umfrage schätzten 43% der verheirateten Partner ein, sie seien glücklich – im Unterschied zu 31% der unverheirateten Paare. Die unverheirateten Paare waren eher zufrieden, während der Anteil der unglücklichen Paare bei beiden Gruppen fast gleich war.

Doch warum sind die verheirateten Paare glücklicher? Es liegt zum einen daran, dass vor allem die glücklichen Paare heiraten. Die Studie der Universität Virginia aus dem Jahre 2007 ergab: Wie gut eine Ehe ist, liegt daran, wie gut die Partnerschaft vorher war. Und durch die Heirat ergibt sich dann ein zweiter Faktor: Man ist entschlossen, Schwierigkeiten gemeinsam zu meistern und Krisen zu bewältigen. Das wird durch eine juristische Vereinbarung bekräftigt, die eine Trennung sehr erschwert. Und nun zeigen alle Studien: Wo man sich leicht trennen kann, nimmt man diese Möglichkeit eher wahr. Wo dies jedoch schwierig ist und man zugleich viel investiert (durch tiefe Gespräche, Kinder, ein Haus) trennt man sich weniger. Vielmehr sucht man eher Wege, die Beziehung zu verbessern. Und dadurch ergibt sich ein Gefühl der Beständigkeit. In den Interviews, die ich zur Vertiefung der Umfrage durchführte, erklärten viele Ehepaare, sie seien glücklich, weil sie sich aufeinander verlassen könnten und wüssten, dass sie noch in 10 und 20 Jahren zusammen sein würden.

Doch was die Ehepartner als beglückend erleben, löst bei anderen eher Angstgefühle aus. Sie bewerten die Ehe häufig als Gefängnis, als einengend. Und so ergeben sich vor allem drei Gruppen der ‚Ehe-Gegner‘:

  1. Die reservierten, bindungsscheuen Menschen, die skeptisch hinsichtlich einer positiven Liebesbeziehung sind. Sie heiraten nur, wenn der Partner einen massiven Druck ausübt.
  2. Partner in einer Macht-Ehe, die sich mindestens 4 x im Jahr ernsthaft fragen, ob sie sich nicht trennen sollten. Sie wollen sich nicht trennen, aber eine ausreichende Distanz gehört für sie zur Bewältigung der ständigen Machtkonflikte.
  3. Menschen, die sich – mitunter mit nachvollziehbaren Argumenten – fragen, ob sie mit dem richtigen Partner zusammen sind.

 

Meist führen die Skeptiker eine schwierige Partnerschaft, die sich durch die Katalystorwirkung des Heiratens verschlechtert. Deshalb kann ich alle Ehe-Skeptiker verstehen, da ich lange zu ihnen gehörte. Aber ich bin auch seit Jahrzehnten ein Experte für den Bereich der Liebe, ich weiß, wie man Beziehungen gestalten kann und gemeinsam glücklich wird. Und deshalb habe ich vor 4 Wochen mit nunmehr 69 Jahren geheiratet. Die Kommentare meiner Freunde haben mich überrascht. Zahlreiche Freunde äußerten sehr lebhaft, sie würden nie heiraten. Andere jedoch gratulierten mir und fragten mich ständig, wie ich mich jetzt fühlen würde. Als ob sich mit der Heirat etwas geändert habe. Doch eines ändert sich nach meiner Erfahrung tatsächlich. Es stellt sich ein Gefühl der Ruhe und Beständigkeit ein, wenn man sich in aller Öffentlichkeit verspricht, das Leben gemeinsam zu bewältigen. Und deshalb ist das Heiraten wieder im Trend. 80% aller Paare heiraten und die Ehedauer verlängerte sich in den letzten beiden Jahrzehnten um drei Jahre. Und die Scheidungsquote sank von 51,9 im Jahre 2005 auf 40,8 im Jahre 2015.

 

Die Renaissance der Ehe ist nicht nur eine Antwort auf die Unsicherheit in der heutigen Welt. Vielmehr wissen Paare heute viel mehr über das Gelingen einer Partnerschaft. Sie wissen, wie die Liebe gelingt, auch wenn der Partner nicht perfekt ist. Und deshalb hält nur 1/3 der Männer (nach der Studie ‚Männer in Bewegung) die Ehe für überholt, bei den Frauen waren es nur 14%.

 

Es gibt übrigens ein untrügliches Zeichen, ob die Ehe gelingen wird. Ehen sind gut, wenn Frauen jünger und intelligenter sind als die Männer und wenn eine große Hochzeitsfeier organisiert wird. Zu unserer Feier hatten wir 80 Gäste eingeladen.

 

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Dr. Wolfgang Krüger

Gern gebe ich Interviews. Auf Emails antworte ich umgehend:  krueger-berlin@web.de

Kostenloser Abdruck, wenn auf mein Buch So gelingt die Liebe, auch wenn der Partner nicht perfekt ist hingewiesen wird.

 

Der Humor-Test

Betreff: Humortest

 

  1. Finden Sie es komisch, wenn Sie aus Versehen in einen Zug steigen, der in eine falsche Richtung fährt?
  2. Können sie darüber lachen, wenn Sie sich im Supermarkt immer an jener Kasse anstellen, wo es länger dauert?
  3. Können Sie mit Ihrem Partner im Bett rumalbern?
  4. Haben Sie noch etwas Humor, wenn Sie krank im Bett liegen?
  5. Kommen Sie aus einer Familie, in der man gern lachte?
  6. Ist Ihre beste Freundin/Ihr Freund davon überzeugt, dass Sie humorvoll sind?
  7. Es gibt Tage, da geht einfach alles schief. Können Sie abends trotzdem darüber lachen?

 

Wenn Sie mit Ja geantwortet haben

 

6-7 mal: Sie sind ein Humorexperte. Sie sind glücklich und haben eine gute Lebenserwartung, Freunde treffen sich gern mit Ihnen und Sie sind sogar in der Lage, mit ihrem Partner humorvoll umzugehen

4-5 mal: Sie haben Humor, wenn die Belastungen des Lebens nicht zu schwer sind. Aber wenn Sie krank im Bett liegen und der Partner genervt reagiert, verlässt Sie der Humor. Vielleicht überlegen Sie einmal, was Sie zum Lachen bringt. Und Sie sollten sich mit Menschen umgeben, die gern lachen. Humor ist ansteckend

2-3 mal: Ihr Humor ist sehr steigerungsfähig. Sie sollten vor allem darauf achten, Ihr Selbstbewusstsein zu pflegen. Fragen Sie Ihre beste Freundin: Was sind meine fünf positiven Eigenschaften.

Kostenloser Abdruck bei Erwähnung des Buches

Dr. Wolfgang Krüger: Humor für Anfänger und Fortgeschrittene

 

Der Humor im Alltag der Liebe

Dr. Wolfgang Krüger 

Der Humor im Alltag der Liebe

 

Ob eine Partnerschaft gelingt, hängt im Wesentlichen vom Humor der Liebenden ab. Der Humor dämpft Konflikte, durch das schwingungsvolle Lachen fördert er die Nähe und so entsteht immer wieder jene Leichtigkeit, die zum Wesen der Liebe gehört.

Bereits für den Beginn der Liebe ist der Humor unverzichtbar. Wir verlieben uns nur in einen Menschen, der uns zum Lachen bringt. Dann spüren wir instinktiv, dass wir mit ihm in unserer Lebenshaltung und dem Sinn für Komik kompatibel sind. Und das ist sehr bedeutsam, denn wir wissen, dass für eine gelingende Partnerschaft vor allem der Humor wichtig ist. Alle Umfragen zeigen, dass an erster Stelle der gewünschten Eigenschaften meist die Sozialkompetenz steht, an zweiter Stelle Humor. Tatsächlich lachen wir sehr viel, wenn wir verliebt sind. Wir sind nicht mehr einsam und vor allem: Unser Selbstbewusstsein steigt, weil wir für einen anderen Menschen so bedeutend sind. Unser Ich wächst und dies ist die wichtigste Basis für den Lebenshumor. Durch mehr Ichstärke können wir Ereignisse relativieren und wir können einen gewissen Abstand zu den Widrigkeiten des Lebens einlegen.

Anerkennung und Umarmungen

Doch leider geht uns dieser Humor bald wieder verloren. Unweigerlich sehen wir nach wenigen Wochen oder Monaten die Fehler des anderen, sind ernüchtert und geben nun weniger Anerkennung und zugleich vermissen wir sie. Und daraus lernen wir: Wenn wir den Humorhaushalt der gesamten Partnerschaft steigern wollen, sollten wir dem Partner mehr Anerkennung geben. Wir sollten mitunter – trotz aller Kritik – sogar verschwenderisch mit Anerkennung sein.

Nun gibt es noch einen zweiten Grund, warum der Humor so rar wird in der Liebe. Ursprünglich waren wir humorvoll, weil wir nicht mehr einsam waren. Dadurch lösten sich unsere Ängste auf und so gestärkt wurden wir humorvoll. Doch der Rückgang der Umarmungen und der Erotik führt dazu, dass sich jeder in der Partnerschaft wieder einsamer fühlt – und der Humor bleibt auf der Strecke.

Die Schallplattengespräche

Deshalb sind wir dann so wenig in der Lage, bei anhaltenden Konflikten humorvoll mit dem Partner umzugehen. Nun ist zwar der Humor nicht immer angebracht. Bei schweren Machtproblemen würde der Humor eine notwendige Klärung verwässern. Aber bei den meisten Konflikten gilt, dass der Humor eine Lösung eher erleichtert. Die alltäglichen Konflikte zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich ständig wiederholen. Anstelle der sog. Schallplattengespräche mit Anschuldigungen und Verteidigungsreden, wäre Humor angebracht. Denn 70% der Befragten sagten mir in einer Umfrage, sie würden sich vom Partner mehr Humor wünschen.

Ein Beispiel: Eine Patientin berichtete mir, ihr Partner habe immer wieder kritisiert, dass sie zugenommen habe. Als sie ausgehen wollten, habe ihr Partner auf die Frage nach ihrem Aussehen kritisch gemeint: Geht so. Solche Kommentare hätten sie früher immer sehr geärgert, doch sie machte es diesmal anders. Sie zog sich bis auf Slip und BH aus und fragte: frivol: Können wir so gehen? Ihr Mann schaute verblüfft und enthielt sich in Zukunft solcher Kommentare.

Die Unabhängigkeit vom Partner

Doch damit wir dermaßen humorvoll reagieren können, brauchen wir gleichzeitig einen vernünftigen Abstand zum Partner. Wir müssen das Schwergewicht unseres Lebens in uns selbst finden und wir müssen eine genügende Unabhängigkeit vom Partner empfinden. Wir sind also auf gute Freundschaften angewiesen und wir sollten in der Lage sein, unsere eigenen Lebensprobleme zu lösen. Sonst geht es uns so wie jener Ehefrau, die sich darüber ärgert, dass ihr Mann so spät nach Hause kommt. Sie reagiert gekränkt, weil sie sich schon als Kind vernachlässigt fühlte. Sie wurde durch einen jüngeren Bruder enttrohnt und ist immer empfindlich, wenn man sie nicht genügend beachtet.

Wenn wir so bewusst und selbstbewusst handeln, überwinden wir jene Ohnmachtsspirale, in die fast jede Liebesbeziehung gerät. Denn fast immer versuchen wir in einer Partnerschaft, den anderen in seinen Grundeigenschaften zu ändern. Doch 90% aller Menschen lehnt dies ab. Und so befreien wir uns aus dieser Ohnmachtsfalle, wenn wir spüren: Es hängt von uns ab. Indem wir uns mutiger und entschlossener dem eigenen Leben zuwenden, können wir kraftvoll das System der Partnerschaft verändern.

Die vier Humor-Beschleuniger

Doch zusätzlich sollten wir auch darauf achten, unseren persönlichen Humor zu steigern. Lange hat man geglaubt, dass dies nicht möglich sei. Doch meine Studien haben mir gezeigt: Es gibt vier Humor-Beschleuniger, die eine große Dynamik aufweisen. Dazu zählen:

  • Die Steigerung unseres Selbstbewusstseins, indem ich – auch mithilfe meiner Freunde – meine fünf positiven Eigenschaften erkenne.
  • Dann sollte ich meine Freundschaften erheblich verbessern und vor allem meine sozialen Netzwerke intensivieren. Das sind die sozialen Dörfer, die uns stützen und das Gefühl der Sicherheit vermitteln.
  • Dann sollten Sie aktiver werden und alles realisieren, was Sie schon seit Jahren vor sich herschieben. Der größte Ballast unseres Lebens sind die nicht verwirklichten Träume.
  • Und schließlich müssen wir lernen, achtsamer zu werden und auf unsere innere Stimme zu hören.

Wenn Sie diese vier Humorbeschleuniger realisieren, werden Sie regelrecht spüren, wie ihr Ich wächst. Eine Patientin sagte sogar einmal zu mir, man könne es hören. Und dann verfügen Sie selbst bei den großen Schwierigkeiten der Liebe über mehr Humor. Sie haben die Kraft, die positiven Eigenschaften des Partners zu sehen, auch wenn Sie sich gelegentlich über ihn ärgern. Dann beginnt der große Tanz der Liebe, weil sie manches weglachen, was sie früher ärgerte. Und Sie haben die Geduld und Kraft, auch bei Konflikten so geschickt mit dem Partner umzugehen, dass sich ihre Liebeswünsche weitgehend erfüllen.

 

Kostenloser Abdruck – auch auszugsweise  bei Erwähnung des Buches: Wolfgang Krüger: Humor für Anfänger und Fortgeschrittene, BOD 14.90 Euro, auch als eBook erhältlich

Die Bumerang-Liebe

Die Bumerang-Liebe: Der zweite Anlauf

90% aller Getrennten meinen, wir trennen uns zu früh. Das merken wir spätestens, wenn wir die Trauerphase verarbeiten müssen. Egal wie schwierig eine Beziehung war: Wir verlieren immer etwas, was wir bei anderen Partnern nicht finden. Deshalb überlegt die Hälfte aller getrennten Paare, ob sie es nicht noch einmal miteinander versuchen sollen. Etwa 14% versuchen es dann wirklich und davon klappen mehr als 70% aller Versuche.

Man hat seinen Partner nie ganz falsch gewählt, immer war am Anfang etwas richtig, oft hat man aber durch Streitigkeiten diese Beziehung zerstört. Das lässt sich häufig durch einen Neuanfang ändern. Allerdings besteht dazu eine wichtige Voraussetzung: Man darf sich bei einer Trennung nicht zu sehr gekränkt haben. Manche Dinge gehen so unter die Gürtellinie, dass es dadurch fast unmöglich ist, dem anderen mit Respekt und Vertrauen zu begegnen. Wenn also der Streit um Kinder und Geld sehr unfair verläuft, fehlt die Basis für einen Neubeginn.

Am besten klappt der zweite Versuch, wenn die Gründe für die Trennung externer Natur waren. Es gab Belastungssituationen wie z.B. eine Krankheit oder Arbeitslosigkeit. Auch Kinder sind – selbst wenn sie langfristig eine Beziehung stabilisieren – kurzfristig in den ersten Jahren eine Belastung. Sind diese Belastungen vorbei, könnte eine Partnerschaft wieder aufleben. Immer jedoch muss gewährleistet sein, dass gravierende Probleme in dieser Form nicht mehr auftreten. Mit dieser Haltung kann man auch einen Seitensprung aufarbeiten, denn nach einer Statistika Umfrage ist dies einer der häufigsten Trennungsgründe.

Meist hat die Bumerang-Liebe nur dann eine Chance, wenn mindestens ein Jahr nach der Trennung vergangen ist. Jeder muss sich selbst gefunden haben, um dann festzustellen, dass der andere fehlt. Oft hat man auch erste neue Beziehungserfahrungen gesammelt und spürt nun, dass andere Menschen auch nicht sehr einfach sind.

Wichtig ist dann allerdings, dass beide Beteiligte dazugelernt haben. In Machtbeziehungen versucht man meist, den Partner zu verändern. Doch die Bumerang-Liebe kann nur funktionieren, wenn man auch die eigenen Fehler sieht, nachdenklicher geworden ist und begreift, wo man selbst zum Scheitern der Beziehung beigetragen hat. Und dann beginnt bei dieser zweiten Liebe eine aufregende Annäherung. Denn man kennt sich und weiß doch, dass man sich in vielem nicht wirklich kennt. Man weiß nicht, wo man den anderen verletzt hat, worum er empfindlich reagierte und sich zurückzog. Deshalb ist die Bumerang-Liebe von vielen Fragen und Gesprächen geprägt. Sich dabei Zeit zu lassen, um nicht in alte Fehler zu verfallen, ist eine der Voraussetzungen für das zweite Glück.

Kostenloser Abdruck – auch auszugsweise – bei Erwähnung des Buches

Dr. Wolfgang Krüger: So gelingt die Liebe – auch wenn der Partner nicht perfekt ist.

 

Mit Humor lebt man länger

Dr. Wolfgang Krüger

Mit Humor lebt man länger

Der Humor ist einer der  stärksten Gesundheitsfaktoren – mindestens ebenso wichtig wie das Abnehmen, Sport und Nicht-Rauchen. Diese Erkenntnis verdanken wir vor allem dem Wissenschaftsjournalisten Norman Cousins, der in den 70iger Jahren im Krankenhaus lag. Er litt damals unter Morbus Bechterew und wollte sich nicht damit abfinden, dass er seine Gelenke nur noch unter großen Schmerzen bewegen konnte. Also verließ er das ungemütliche Krankenhaus, zog in ein Hotel und schaute sich lustige Filme an. Denn er stellte fest: Immer wenn er 10 Minuten lachte, konnte er anschließend 2 Stunden schmerzfrei schlafen.  Und obwohl die Heilungschance bei dieser Erkrankung nur bei 1:500 lag, bemerkte er bald einen Rückgang der Entzündungen und wurde schließlich sogar als geheilt betrachtet. Über seine Heilung schrieb Cousins 1979 das vielbeachtete Buch ‚Der Arzt in uns selbst‘ und gründete an der Universität von Los Angeles eine Abteilung für medizinische Humorforschung.

Krankheiten nach einer Krise

Natürlich brauchen wir eine gewisse Bescheidenheit. Aber ich bin ich davon überzeugt: Humor ist für unsere Gesundheit wichtig. Das wissen wir alle. Es gibt Tage, an denen der Alltagsstress an uns abperlt, an denen wir humorvoll vieles weglachen und es gibt Tage, an denen wir dünnhäutig sind und Krankheiten fast anziehen.  Sie alle werden in Ihrer Arbeit Fälle kennen, in denen eine Erkrankung wahrscheinlich die Folge eines seelischen Zusammenbruchs war. Einer meiner Patienten bekam zwei Jahre nach einer schweren Lebenskrise ein Plasmozytom (Knochenkrebs). Es wäre gewagt, wenn wir eine solche Krankheit vor allem seelisch erklären. Aber kann es nicht sein, dass dieser Patient deshalb ein schlechteres Immunsystem hatte, weil er das Leben nicht mehr komisch fand.

Doch warum ist der Humor so wichtig? Immanuel Kant hat vor über hundert Jahren darauf hingewiesen, dass unser Leben immer wieder durch zahlreiche Unsicherheiten bedroht ist. Und als Ausgleich – gewissermaßen als Stoßdämpfer – habe uns die Natur den Humor mitgegeben. Ohne diesen Humor fühlen wir uns im Leben wie der Fahrer in einem schlecht gefederten Gelände Jeep, so dass er von allen Unebenheiten durchgerüttelt wird. Der Humor schützt also unser verletzliches Ich – meinte bereits Sigmund Freud.

Die Hälfte unserer Gesundheit

Und dies Ich ist ein wichtiger Teil unseres Immunsystems. Anders gesagt: der seelische Faktor spielt eine bedeutende Rolle. Selbst Genetiker sind inzwischen überzeugt, dass wir die Hälfte unserer Gesundheit durch unsere Lebensweise und seelische Stabilität selbst beeinflussen können. Und hier ist vor allem der Humor wichtig, denn er hat eine Schutzfunktion. Deshalb verfügen humorvolle Menschen über ein besseres Immunsystem. Das stellte schon der Pionier der Humorforschung – – der Amerikaner William Finley Fry – in den sechziger Jahren in einem Experiment fest. Während er sich einen Film mit Dick und Doof anschaute, ließ er sich Blut abzapfen. Und es zeigte sich, dass die Zahl der sogenannten Killerzellen im Blut zunahm. Inzwischen wissen wir, dass durch das Lachen das Immunsystem erheblich gestärkt wird. Der Humor wirkt entspannend, er kann vor einem Herzinfarkt schützen, er ist eines der  stärksten natürlichen Schmerzmittel. Eine siebenjährige Studie der Norwegischen Universität in Trondheim ergab sogar, dass humorvolle Menschen 20% länger leben. Deshalb meinte der italienische Schriftsteller Curzio Malaparte: Jedes Mal, wenn ein Mensch lacht, fügt er seinem Leben ein paar Tage hinzu.

Humor: Stufe 1

Doch wie können wir mit dieser Erkenntnis umgehen? Wir können zunächst überlegen, wie wir mit den täglichen Ärgernissen, mit unseren Stimmungsschwankungen umgehen. Jeder von uns kennt ein schnell wirkendes seelisches Reparaturset. Immer sind es aktive Muster: Man macht Sport, ruft Freunde an, bereitet eine schöne Mahlzeit zu und vertreibt so die düsteren Seelenwolken.

Humor: Stufe 2

Zusätzlich gibt es heute verschiedene Programme, die uns wieder in eine humorvolle Stimmung bringen sollen. Es gibt vor allem das Lachyoga, bei dem man durch Atem- und Entspannungsübungen und komisch anmutende Techniken zum Lachen gebracht wird. Dann gibt es ein Humortraining, bei dem man nachforscht, was uns zum Lachen bringt, was wir komisch finden. Solche Techniken sind wichtig, sie sind der Anfang einer notwendigen Stärkung des Humors. Denn Humor beruht immer auf einer großen Ich-Stärke. Wir müssen in der Lage sein, Probleme zu relativieren, wir müssen etwas finden, was wichtiger ist als unsere Schmerzen, unsere Ängste, unsere Krankheit. Kurzum: wir brauchen Persönlichkeit. Allerdings dauert dies Jahre und ich frage ich mich seit 20 Jahren: wie kann ich diesen Prozess beschleunigen.  Das ist nicht einfach, denn meist wollen wir viel erreichen, ohne dass wir uns dafür anstrengen müssen. Aber den Humor bekommen wir nicht geschenkt: wir müssen vielmehr unser Leben entwickeln

Humor: Stufe 3

Ich fand vier Faktoren, die ich Humorbeschleuniger nenne. Es ist zum ersten unser Selbstbewusstsein. Unser Ich Stärke hängt stark davon ab, ob ich über eine gute Selbstachtung verfüge oder ob ich mich ständig kritisiere. Deutschland ist ein Land, in dem traditionell eher wenig gelobt wird, aber wir können lernen unsere Selbstachtung zu steigern. Ich kann beispielsweise überlegen, was meine 5 positiven Eigenschaften sind. Wenn ich damit Schwierigkeiten habe, kann ich Freunde bitten, mir diese Eigenschaften aufzuschreiben. Und ich kann dann jeden Abend überlegen, was ich gut gemacht habe. Dann entwickelt sich in mir langsam ein Potential meiner positiven Eigenschaften.

Unsere Ich-Stärkung hängt dann auch stark davon ab, ob wir eine gute Liebesbeziehung haben, ob wir gute Freundschaften pflegen. Wir brauchen ein soziales Dorf, das uns auch in Krisenzeiten trägt uns stützt.

Dann hängt unsere Lebensstimmung sehr davon ab, ob wir unsere Lebensziele verwirklichen. Meist schieben wir unendlich viele Dinge vor uns her. Wir wollen tanzen lernen, mit dem Rauchen aufhören, wir wollen gesünder leben, und endlich aufräumen… Die Tragik unseres Lebens besteht meist darin, dass wir immer wieder Dinge aufschieben. Wenn wir ein wenig diese Ziele verwirklichen, bekommt unser Leben einen neuen Schwung.

Das sind drei aktive Muster. Aber es ist etwas viertes wichtig. Das ist Achtsamkeit. Wir  brauchen in jeder Woche mindestens zwei Stunden Zeit für uns, wo wir innehalten, unsere innere Stimme hören, wo wir spüren, wie es uns geht. Wenn wir diese vier Punkte 100 Tage verwirklichen, werden wir merken, wie unser Ich wächst und der Humor zunimmt. So wie ein Krokus aus der Erde kommt, wird auch eine ungeahnte Lebensfreude in Ihnen aufsteigen.

Doch dann steigt nicht nur unser Humorpotential, wir haben auch mehr Abwehrkräfte. Und wenn wir einmal krank werden, können wir besser damit umgehen. Das gelingt am ehesten, wenn wir uns mit Menschen umgeben, die gern lachen. Das war auch die Devise von Audrey Hepburn. Sie bekannte einmal: „Ich liebe Menschen, die mich zum Lachen bringen. Ich glaube wirklich, dass Lachen meine liebste Beschäftigung ist. Es heilt jede Menge Krankheiten. Vielleicht ist es überhaupt das Wichtigste am Menschen.“

Kostenloser Abdruck – auch teilweise – bei Erwähnung des Buches

Wolfgang Krüger: Humor für Anfänger und Fortgeschrittene

Die Freundschaftsliebe

Freundschaften als Modell für die Liebe?

Liebe ist für uns meist mit etwas Wahnsinn verbunden, wir verlieren den Verstand und wundern uns später oft, in wen wir uns verliebt haben. So gehört die Desillusionierung zwangsläufig zur Verliebtheit dazu. Aber wir müssen dann nicht nur Enttäuschungen verkraften, auch die meisten Konflikte können ausarten, wenn wir zu leidenschaftlich handeln. Dann gibt es ewige Machtkonflikte und unproduktive Schallplattengespräche mit dem ewig gleichen Thema. Um diesen verhängnisvollen Mustern zu entkommen, sind Liebesbeziehungen auch auf den Verstand, auch auf eine genügende Sachlichkeit angewiesen. Deshalb wird seit etwa dreißig Jahren die Frage gestellt, ob nicht Freundschaften ein gutes Modell für die Liebe wären. Tatsächlich entstehen 50% aller Liebesbeziehungen sehr langsam, sie wachsen aus einer Freundschaft, in der man sich schon lange kannte. Tausend Mal berührt, tausend Mal ist nichts passt – heißt es in einem Schlager, doch plötzlich sieht man, wie wunderbar dieser Freund ist und verliebt sich. Und diese Freundschaftsliebe ist oft beständiger als die leidenschaftliche Liebe, die so romantisch und wild beginnt.

Es ist kein Zufall, dass bei sehr vielen Menschen Freundschaften wesentlich stabiler und auch langjähriger sind als ihre Liebesbeziehungen. Freundschaften sind tatsächlich oft ein Fels im Strudel des Lebens, sie sind verlässlich und belastungsfähig. Zwar weisen wissenschaftliche Studien darauf hin, dass die kameradschaftliche Bindung für eine Partnerschaft als solide Grundlage nicht ausreicht. Eine Liebesbeziehung muss auch über ein starkes erotisches Verlangen verfügen, damit ein Paar zusammenbleibt. Erst dann ergibt sich eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich die Beziehung als stabil erweist. Die Bindekraft der Liebe besteht immer auch darin, dass Leidenschaft das Außergewöhnliche, die Überraschung, den Reiz des Neuen enthält. Doch die Freundschaft schafft eher ein Gefühl der Vertrautheit, der Beständigkeit. Dies reicht für die Liebe nicht aus, sollte aber die Basis einer Beziehung sein. Insofern stimmt es, dass glückliche Ehen auch auf einer tiefen Freundschaft beruhen. Dann besteht die Liebe im Kern aus einer Bereitschaft zum gegenseitigen Verstehen, zur Hilfsbereitschaft und der Fähigkeit, sich in schwierigen Zeiten beizustehen. Insofern ist es oft die Freundschaft, welche die Flamme der Liebe am Leben erhält.

Nun kann man die größere Stabilität der Freundschaften natürlich auf die größere soziale Distanz zurückführen. Wo man weniger erwartet, entsteht auch weniger Reibungsfläche, weniger Streit. Und genau diese größere Distanz, die größere Abgeklärtheit in Freundschaften könnte auch ein Vorbild für Liebesbeziehungen sein. Dies würde konkret bedeuten, dass wir weniger abhängig wären voneinander und uns unsere Partnerschaften besser aussuchen würden. Freundschaften würden in diesem Liebesmodell als Ergänzung zur Partnerschaft eine große Rolle spielen. Dann würden wir vielleicht auch lernen, wechselseitig besser miteinander umzugehen. Mir sagte ein guter Freund: „Bei den Freundschaften war ich immer wählerisch. Ich habe sehr genau geschaut, ob ich unterstützt werde, ob man mir zuhört – ich habe mich sehr schnell zurückgezogen oder habe es angesprochen, wenn etwas über längere Zeit nicht stimmte. Ich habe vieles wesentlich deutlicher mitbekommen, war in meinem Verhalten viel eindeutiger und radikaler. Vielleicht lag es daran, dass nicht so viel Nähe da war, dass ich nicht so abhängig war von der Zuneigung. Das habe ich nach der letzten Trennung gemerkt, als mir meine frühere Partnerin eine Freundschaft vorschlug. Ich habe dem trotz mancher Seelenschmerzen zugestimmt. Schon während der Beziehung dachte ich manchmal, ich wäre lieber mit ihr befreundet. Sie hat mich immer viel schlechter behandelt als ihre Freunde.“

Dr. Wolfgang Krüger, kostenloser Abdruck bei Erwähnung des Buches
‚Freundschaft: beginnen, verbessern, gestalten‘

Freunde – unser soziales Dorf

Wer gute Freunde hat, lebt erheblich länger, ist glücklicher und selbstbewusster. Daher muss man gute Freundschaften pflegen, denen man alles erzählen kann und von denen man sich verstanden fühlt. Doch wir haben bisher unterschätzt, dass man auch auf ein soziales Netzwerk angewiesen ist, damit wir uns im Leben aufgehoben fühlen. Das sind Freunde, mit denen man in der Freizeit viel unternimmt. Das sind Gruppen, mit denen man gemeinsame Ziele und Werte teilt. Oft sind das auch nachbarschaftliche Beziehungen, die von einer großen Hilfsbereitschaft geprägt sind.

Ein solches soziales Netzwerk ist ein soziales Dorf, das uns das Gefühl einer verlässlichen Welt vermittelt. Wer ein solches Netzwerk pflegt, ist seelisch wesentlich stabiler. Das ist das Ergebnis einer Langzeitstudie von Wolfgang Krüger. Er betont, dass man in einem solchen Netzwerk keineswegs mit jedem eng befreundet sein muss. Man müsse nicht jeden mögen. Aber insgesamt führt die Zugehörigkeit zu einem solchen Netzwerk zu einem Gefühl des sozialen Eingebundenseins, so dass wir ins in dieser mitunter schwierigen Welt aufgehoben und gestützt fühlen.

Ausführlicher beschreibt der Berliner Psychotherapeut Dr. Wolfgang Krüger in seinem Buch ‚Freundschaften: beginnen, verbessern, gestalten‘, warum Freundschaften so wichtig sind und wie wir sie verbessern können.

Gesünder leben mit Freunden

Wir alle wissen, wie wir leben müssten,  um gesund zu sein und alt zu werden. Doch warum tun wir es häufig nicht? Jeder zweite Deutsche hat Übergewicht und die Deutschen nehmen auch beim Alkoholkonsum eine Spitzenstellung in Europa ein. Dabei sind die Gefahren von Übergewicht und Alkohol bekannt, aber es fehlt vielen offenbar an Willensstärke und seelischer Stabilität. Eines der Hauptprobleme hierbei sind emotionale Defizite, die aus mangelnden Sozialkontakten resultieren. Dies wussten schon immer die Hausärzte, sie kannten die Bedeutung von Ehe und Familie als Stabilisatoren. Aber sie wussten auch, wie oft solche Beziehungen ein zusätzlicher Stressfaktor sind. Wesentlich wichtiger für die ‚Gesundheitsvorsorge’ ist heutzutage deshalb der Faktor ‚Freundschaften‘.

Diese große Bedeutung der Freundschaften wurde auch in einer aktuellen Studie der ‚Stiftung für Zukunftsfragen’ deutlich. Dort stellten 92% der Befragten fest, dass enge Freunde für sie unerlässlich für die Lebensqualität sind. Doch nur 85% hielten die Familie für wichtig. Insofern gilt heutzutage die Aussage: Der wichtigste lebensverlängernde Glücksfaktor sind Freundschaften. Dies wurde kürzlich in einer australischen Studie bestätigt. Sie ergab, dass man mit guten Freunden 22% länger und auch gesünder leben würde. Und dies wurde durch die Analyse von 148 Studien zum Sterberisiko untermauert, bei der 300.000 Menschen erfasst wurden. Sie zeigte, dass Menschen mit einem guten Freundeskreis eine um 50% höhere Überlebenswahrscheinlichkeit haben. Dieser Effekt ist ebenso groß wie das Nichtrauchen und wichtiger als Bewegung oder das Gewicht.

Der Berliner Psychotherapeut Dr. Wolfgang Krüger beschreibt in seinem Buch ‚Freundschaften: beginnen, verbessern, gestalten‘ warum Freundschaften so wichtig für unsere Gesundheit sind. Freundschaften würden das Immunsystem verbessern, Schmerzen reduzieren und uns vor allem zu einem gesünderen Lebensverhalten motivieren. Freundschaften haben vor allem eine sehr entspannende Funktion, sie wirken stressmindernd und steigern das Glücksgefühl. Dabei betont Krüger, dass Freundschaften auch der stärkste Schutz gegen seelische Erkrankungen sind. Vor allem Angsterkrankungen, psychosomatische Störungen und Depressionen würden immer auch auf einem Defizit an Freundschaften beruhen. Dennoch unterschätzen wir die Bedeutung dieser Freundschaften.

Im Alltag passiert es leicht, dass wir durch Beruf, Ehe und Kinder völlig absorbiert werden. Insofern ist verständlich, dass 60% der Befragten ihre Freundschaften für verbesserungswürdig hielten. Auch Freundschaften können kränkeln, wenn wir uns zu wenig um sie kümmern und Konflikte zum Rückzug führen. Die Realität unserer Freundschaften ist oft weit von dem klassischen Ideal der Freundschaftskunst entfernt. Wir müssten also lernen, uns mehr um unsere Freundschaften zu kümmern. Vor allem müssten wir mehr Zeit in unsere Freundschaften investieren. Wir bemühen uns – zumindest am Anfang – in der Liebe sehr stark und sind erfindungsreich und dies ist auch für Freundschaften wichtig. Wir müssen den anderen wirklich kennen lernen, Gemeinsamkeiten ausloten und uns fragen: Wir kann ich ihm/ihr eine Freude machen. Freundschaften leben von einem intensiven Austausch – vor allem im Gespräch. Sie können das ruhige Beziehungsfundament in unserem Leben sein und sind deshalb so wichtig für unsere seelische und körperliche Gesundheit. Sie sind das stärkste ‚Medikament’ für ein langes Leben, über das jeder selbst verfügen kann.

 

Kostenloser Abdruck – auch auszugsweise – bei Hinweis auf das Buch des Autors:

Wolfgang Krüger: Freundschaft: beginnen, verbessern, gestalten.

Kontakt: krueger-berlin@web.de

Wann sollte man zusammenziehen?

Heute zögern die meisten Paare zunächst, in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen. Sie führen oft eine LAT-Beziehung (Living-apart-together). Man hat dann eine Mi-Sa-So-Beziehung, trifft sich also an drei Tagen in der Woche und hat ansonsten viel Freiräume. Doch dies hat auch Nachteile: Man ist immer Gast in der Wohnung des anderen und es fehlt jene beiläufige Nähe, die beim Zusammenwohnen selbstverständlich ist. Deshalb ziehen die meisten Paare dann doch irgendwann zusammen. Das mag am Anfang Konflikte mit sich bringen. Man kann sich nicht mehr so leicht ausweichen und muss sich einigen. Das steigert aber die Konfliktfähigkeit und auch die Beständigkeit von Partnerschaften. Der Sozialprofessor Vaskovics untersuchte sechs Jahre lang Paare, nur ein Drittel trennte sich, wenn sie zusammen wohnten. Doch zwei Drittel waren inzwischen verheiratet oder wollten heiraten. Offenbar werden Beziehungen stabiler, wenn man zusammen lebt.

Doch damit das Zusammenleben gelingt, muss man die sieben Stolpersteine des Zusammenziehens beachten:

  1. Der richtige Zeitpunkt: Man sollte sich zunächst mindestens ein Jahr lang kennenlernen und einen Urlaub miteinander verbringen. Oder man hat probeweise zusammengewohnt. Dann kennt man auch die Eigenarten des anderen und weiß, ob man sich mit seinen Macken anfreunden kann. Man braucht viel Humor, um sich dann nicht ständig über den anderen zu ärgern. Allerdings möchten Männer heutzutage viel schneller zusammenziehen als Frauen. Nach einer Umfrage von Elite.de ist jeder zweite Mann schon nach wenigen Monaten dazu bereit, während die Frauen eher zögern.
  2. Man sollte möglichst eine neue Wohnung suchen. Wenn sie zu ihm zieht, besteht immer die Gefahr, dass sie sich als Gast fühlt. Zumindest muss es immer ein Neuanfang sein, der entsprechend gefeiert wird.
  3. Jeder braucht möglichst einen eigenen Raum. Sonst bestehen immer viele Konflikte: Er will seine technischen Geräte unterbringen, sie die schönen Möbel ihrer Großmutter. Sie will klassische Musik hören, er will die Sportschau schauen. Und er schnarcht. Deshalb sind getrennte Zimmer so praktisch, in denen jeder notfalls getrennt schlafen kann.
  4. Die wichtigste Vorbereitung besteht darin, die Aufgabenverteilung zu klären. Wer ist für das Einkaufen zuständig, für die Putzarbeiten, für das Kochen. Man braucht klare Vereinbarungen. Sonst bleibt das Putzen immer an den Frauen hängen und er hilft nur. Dann besteht die Gefahr, dass sich die Partnerinnen ständig ärgern und sich zurückziehen. So ist auch das Ergebnis einer Umfrage verständlich, die am Londoner University Collage durchgeführt wurde. Sie ergab, dass die Frauen nach dem Zusammenziehen  weniger Lust am Sex verspüren, während sie bei den Männern zunimmt. Ausschlaggebend dafür war der Dauerfrust im Haushalt.
  5. Nähe und Distanz: Eine wichtige Herausforderung beim Zusammenziehen besteht darin, die Nähe- und Distanzbedürfnisse neu zu regeln. Häufig besteht folgender Konflikt: Er will mehr Nähe, sie will mindestens einen Abend mit Freunden verbringen. Vor allem Frauen ab 45 Jahren haben größere Wünsche nach Selbständigkeit als Männer. Diese Selbstständigkeit ist wichtig, damit die Liebe lebendig bleibt. Jeder muss auch beim Zusammenwohnen eigenständig bleiben und sich um seine Hobbys und Freundschaften kümmern.
  6. Partnerschaft ist auch eine Inszenierung. Wenn man nicht zusammenwohnt, gibt es vor allem für die Wochenenden eine ausgefeilte Planung. Doch wenn man zusammenwohnt, beginnt oft eine Routine. Beide entspannen sich, wenn sie ihre Steuererklärung fertig stellt, während er kocht. Und abends sitzt man vor dem Fernseher. Doch eine Partnerschaft braucht auch besondere Momente, zu denen man sich verabredet.
  7. Die Reißleine: Nach einem halben Jahr sollten die Anfangsschwierigkeiten behoben sein. Notfalls sollte sich jeder wieder seine eigene Wohnung suchen.

Kostenloser Abdruck – auch auszugsweise – bei Hinweis auf das Buch des Autors:

Wolfgang Krüger: Freiraum für die Liebe – Nähe und Abstand in der Partnerschaft.

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